Meine Großmutter siedelte 1930, im Alter von 23 Jahren, - in der Zeit der damaligen Weltwirtschaftskrise - nach Spanien über. Hier lebte sie sehr glücklich bis 1936. Dann begann dort der spanischen Bürgerkrieg. Dieser Umstand zwang meine Oma ihre "neue Heimat" Spanien zu verlassen und nach Deutschland zurückkehren. Sie galt in Deutschland als "Spanienvertriebene"! Die Lebensumstände, die nicht zuletzt im zweiten Weltkrieg zu finden sind, machte es ihr in späteren Jahren unmöglich, wieder nach Spanien zurückzukehren. Sie hat Spanien nie vergessen. Sie blieb Spanien und dem Teil ihrer dort lebenden Familie Zeit ihres Lebens in ihrem Herzen eng verbunden ... Auf ihre Kinder und Enkelkinder hat sie diese Liebe zu Spanien übertragen.
Joaquin Blume wurde 1933 in Barcelona als Sohn eines deutschen Turnlehrers aus Bremen und einer katalanischen Pianistin geboren. Der Vater war Chef eines "Gimnasios" (Turnschule), was damals für Spanien eine ziemliche Neuerung war, aber im stets fortschrittlichen Katalanien ein hinlänglich profitables Unternehmen.
Vater Blume praktizierte Turnen nach den klassischen Grundsätzen deutscher Turnregeln und skandinavischer Erkenntnisse, als Optimum der Leibesübungen, in strikter Disziplin und harmonischer Körperbeherrschung.
Natürlich hielt er seinen Sohn "Achim" auch von Kindesbeinen dazu an und - hatte überwältigenden Erfolg. Nach Ausbruch des spanischen Bürgerkrieges übersiedelten die Blumes zuerst nach Bayern dann nach Hannover, wodurch Achim dreisprachig aufwuchs - spanisch, katalanisch und deutsch. Nach 1939 gelang es der Familie, wieder nach Spanien zurückzukehren.
Trainiert vom Vater wurde Joaquin
Blume alsbald zunächst Champion seiner Schule und turnte sich weiter hoch als Bester in Barcelona, Katalonien und in ganz Spanien:
Ein sympathischer Zeitgenosse, gut aussehend, des Lernens nie müde, wurde er in Katalonien bald zum Mythos. Für Joaquin Blume war Turnen mehr als Sport … es war sein Leben.
Spanien war über ein Jahrzehnt vom internationalen Sportgeschehen nahezu abgeschnitten - und da stieg der Stern Joaquin Blume kometenhaft auf:
Dann bremste die Politik seine Karriere: Weil 1956 sowjetische Truppen in Ungarn eingriffen, sagte Spanien die Olympiateilnahme in Melbourne 1956 ab.
Ein Jahr später war er in Paris Europas bester Mehrkämpfer und schlug den favorisierten Russen Juri Titow, den späteren langjährigen FIG-Präsidenten.
Medaillenspiegel Joaquin Blume: |
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Gold |
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Gold |
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Zudem gewann er die Goldmedaillen am Pauschenpferd, an den Ringen und am Barren. Am Reck belegte er den zweiten Platz.
Er war ein Glückspilz, weltoffen, ohne Scheuklappen, gebildet, rundum frisch, frei, fröhlich, fromm … ein Vorbild für die Jugend, so wie es sich sein Vater gewünscht hatte.
1959 sollte Joaquin Blume das erste Turnerfestival Gran Canaria eröffnen.
Am 29. April stürzte er auf dem Flug Barcelona – Madrid, in einer DC-3 der Iberia zusammen mit seiner Frau und anderen Sportkameraden bei extremen Witterungsbedingungen, in einer unwegsamen Bergregion der Provinz Teruel unweit des Dorfes Valdemeca (170 km von Madrid entfernt) ab. Es gab keine Überlebenden. Ziel seiner Flugreise war Las Palmas, wo er das Festival eröffnen sollte.
Im Trauerzug an jenem Tag im Mai 1959...
Im Trauerzug bei der
Beisetzung von Joaquim Blume, seine Frau und vier weitere spanische Turner waren Abordnungen aller Sportarten und Sportklubs.
Tausende Menschen säumten die Straßen und schlossen sich dem langen Trauerzug an.
Zu den Olympischen Spielen 1992 in seiner Geburtsstadt Barcelona wäre Joaquin Blume 59 Jahre alt geworden.
Heute ehrt ihn inzwischen die Tunjugend der ganzen Welt bei dem Blume Fesital auf Gran Canaria, zu dessen 39. Auflage 1999 über 7.000 Turnerinnen und Turner aus 165 Vereinen, 17 Ländern und 3
Kontinenten angereist sind.
Im Jahre 2000 feierte das Festival sein 40zig jähriges Jubiläum.
Der Name Joaquin Blume leuchtet noch heute für Spaniens Turner. Schon zu Lebzeiten war er ein strahlendes Vorbild und ein Sportsmann wie aus dem Bilderbuch: Joaquin Blume i Carreras.
Zu seinem Gedenken findet die Kunstturnturniere "Blume Memorial" in Barcelona, sowie das “Blume Festival Gran Canaria“ statt
Im Stadtteil Escaleritas von Las Palmas heißt heute eine Straße nach ihm, ebenso in Barcelona, Granada, Murcia und etlichen anderen Städten
Spaniens.
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Cran Canaria |